Am 29. April wurde schon der Grundstein zur neuen Kirche feierlich gelegt.
Die Gemeinde hatte sich zu dieser Feierlichkeit auf dem Bauplatz versammelt
und gab unter Gesang und Gebet und Anhörung einer Rede dem wichtigen Werke
die religiöse Weise.
Zugleich wurden folgende Nachrichten über den alten Tempel in den Grundstein gelegt: Man kann nicht mit Gewißheit sagen, wann der abgebrochene Tempel aufgebaut worden ist. Nur soviel ist gewiß, dass er seine letzte Gestalt in drei weit auseinanderliegenden Zeiträumen erhalten hat. Es bestand derselbe aus drei Abteilungen, wovon die erste gegen Westen, die älteste, anfänglich wohl zu einer katholischen Kapelle bestimmt, gegen das Jahr 1450 erbaut worden sein mag, und zwar ohne Turm. Vermutlich hierzu gibt die kleine Glocke vom Jahre 1466 und die in Stein gehauene Inschrift "Anno Domini MCCCC L IV" Auskunft. In diesem Steine befand sich eine Öffnung, welche späterhin mit einer eisernen Türe versehen und zur Aufbewahrung der heiligen Gefäße benutzt worden ist. Solche in Stein gehauene Öffnungen befanden sich an mehreren Stellen der Kirche eingemauert und haben vermutlich zur Aufstellung der....und dergleichen gedient. Diese Abteilung hatte anfanglich einen Chor von unbedeutender Höhe und ein einziges Fenster nach Mitternacht zu. Die zweite Abteilung machte der Turm aus, welcher in den Jahren 1619 und 1620 erbaut worden sein mag, wie sich aus einem in denselben eingemauerten Stein mit diesen Jahreszahlen schließen läßt. Anfangs muß dieser Turm auf zwei tief herabgehenden Bogen erbaut worden sein, bis im Jahre 1681 derselbe erhöht, mit Schiefer gedeckt und mit einem Kupfe und mit einem Kreuze versehen wurde.
1674 wurde an der ersten Abteilung eine gänzliche Umänderung vorgenommen, wobei die Dachung abgetragen, stimtliches Holzwerk herausgerissen und von neuem aufgebaut, auch des sehr niedrige Chor erhöht und in zwei Emporen umgewandelt wurde. 1707 wurde der vordere Bogen im Turm bis auf den Grund her- ausgenommen und höher wieder aufgeführt, und da hierbei vermutlich die Turmmauer Schaden gelitten hatte, so wurde zu gleicher Zeit ein den Turm haltender Anker eingelegt, auch an der Mittagsseite im Schulhofe ein Strebepfeiler angebaut.
Bis zu dieser Zeit war die Kirche nur mit einem Orgelpositiv versehen, bis im Jahre 1726 von dem Orgelbauer Heinrich Zöllner von Rippersroda für 70....eine neue Orgel mit 10 Stimmen erbaut wurde. Das Geld dazu wurde größtenteils durch freiwillige Beiträge zusammengebracht. Im Jahre 1737 wurde die dritte Abteilung hinter dem Turme vermutlich zur Sicherung derselben und zur Erweiterung der Kirche angebaut. Der Allmächtige schirmte die Kirche gnadig unter manchen Gefahren. Als z.B. durch einen verheerenden Brand fest alle Gebäude des Ortes Neusiß bis auf einige wenige in Schutthaufen umgewandelt wurden, blieb sie unversehrt zum Troste für die schwer geprüften Bewohner stehen. Aber der zerstörenden Macht der Zeit vermochte sie nicht zu widerstehen. Es war seit einem Jahrhunderte nichts wieder daran getan worden. So war sie in einen kläglichen Zustand gekommen und man fühlte endlich, daß sie in neuer Zeit ihrem Zwecke nicht mehr gehörig entsprach. Vorzüglich fehlte es an Licht, indem die obere Emporkirche nur zwei kleine Dachfenster, die untere aber gar nur ein Fenster hatte,die ganze Kirche war düster und unfreundlich, auch die Orgel in dem erbärmlichen Zustande, und so entstand nach und nach in den Bewohnern von Neusiß die Sehnsucht nach einem freundlicheren und geräumigeren Gotteshause.
Der Wunsch der Gemeinde erstreckte sich anfänglich bloß auf einen inneren freundlicheren Ausbau. Auf Anbringung innerer Fenster, um Licht in die Kirche zu bringen und auf eine neue Orgel. Während der mehrjährigen Verhandlungen war von Seiten der Gemeinde oft die Äußerung zu erkennen gegeben worden: es möchte doch wohl am zweckmäßigsten sein, wenn die hintere dritte Abteilung der Kirche gegen Osten abgebrochen, der Turmbogen auf dieser Seite zugemauert, gegen Westen ein Stück angebaut und dadurch dem Inneren der Kirche eine passendere Einteilung gegeben werden. Über diesen Bauanschlag wurde dem Herrn Bauassessor und Zimmermeister Christian Herzer zu Ilmenau ein Gutachten abgefordert. Genannter Herr Bauassessor war aber der Meinung, aus solch einer Reparatur werde nie etwas Ordentliches werden und das Geld werde umsonst darauf verwendet, auch sei es gesetzwidrig, durch einen Aufbau nach Abend zu dem daranstoßenden Wohnhause zu nahe zu kommen.Er schlug vor, die alte Kirche abzubrechen und entweder mit Verwendung der daranstoßenden Kärstchen Hofreite zum Bauplatze an derselben Stelle von Grund auf wieder aufzubauen oder von dem Orte einen Bauplatz ausfindig zu machen. Die alte unfreundliche kleine Kirche wurde abgerissen und eine neue, größere gebaut. Für die Erweiterung wurde das Gehöft des Christian Kärst aufgekauft, der sich für den Kaufpreis ein neues Wohnhaus mit Stallungen 1842143 (heute Haus Nr. 2) errichtete. Die Scheune wurde auf Rollen zum neuen Standort gebracht. Die ganze Bausumme betrug 3.302 Taler. Diese Bausumme wurde durch kleine und große Spenden aufgebracht. Zur Hälfte beteiligte sich die Gemeinde an den Kosten.
Einweihung der Neusißer Kirche (4. Oktober 1842)
Am 4. Oktober 1842 erfolgte die feierliche Einweihung der Neusißer Kirche, von schöner Witterung nach ziemlich langem Regenwetter begünstigt. Ab dem festlichen Tag ertönende allen Ortseinwohner das tief rührende Geläut der Glockenden.
1845
Schieferbedeckung des Kirchturms in Neusiß
Schenkung eines Vorhanges an die Kirche: Zum Kirchweihfeste schmückte der
große neue Vorhang hinter dem Altar zum erstenmale unsere Kirche.
1852
Ein Fest besonders erhebender Art wurde am 7. November 1852 zu Neusiß in der feierlichen kirchlichen Weise der auf Kosten der Gemeinde umgegossenen Glocke
des Kirchturms. Schon am Tage vorher, beim Aufziehen der Glocke, begann unter Gesang und Rede des Geistlichen dieses Fest. Am Tag der Weihe selbst, predigte
der Geistliche über die Worte, die er auf einer der Glockenhatte setzen lassen:
"Ruf zur Freude, ruf zum Schmerz.
Was Gott tut, dankbar nimmts das Herz.
Ruf zur Arbeit, ruf zur Ruh.
Seinen Frieden schließt das Grab nicht zu."
1859
Ausweißung, Vergoldung und sonstige Reparaturen an der Kirche in Neusiß.
1908
Mittwoch vor Pfingsten, am 3. Juni ging abends zwischen 7 und 8 ein gewaltiges
Unwetter über der Arnstädter und Ilmenauer Gegend nieder, selbst ganz alte Leute
erklärten, sich nicht erinnern zu können, je schon so etwas erlebt zu haben.
Gegen 8 Uhr schlug der Blitz in den Turm der Kirche zu Neusiß ein, beschädigte
die Uhr, die Kirchenpforte, ging durch das Kirchengebäude hindurch und nach Osten wieder hinaus, glücklicherweise ohne zu zünden, gleichwohl wurde ein Schaden von 400 Mark konstatiert, der zum größten Teil durch Versicherung gedeckt worden ist.
Die Folge war, dass sich die Gemeinde Neusiß entschloß, Kirche und Schule mit je einem Blitzableiter zu versehen. Der Beschluss wurde im Herbst gleichen Jahres ausgeführt.
1912
Im Sommer wurde die alte schadhaft gewordene Orgel mit einem Kostenaufwande von ca. 800 M durch Orgelbaumeister Herwagen, neuhergestellt. Die Arbeiten fielen zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde aus, und die neue Orgel, gespielt von der Meisterhand des Lehrers Weißheer, trägt mit ihren vollen schönen Tönen sehr wesentlich zur Hebung des Gottesdienstes bei.
1956
Die für die Kirche in Neusiß vorgesehene Orgelreparatur und Ausbesserungen in der Kirche wurden vorerst verschoben. Es müßte auch eine neue Glocke angeschafft werden, da die alte Glocke im 2. Weltkrieg abgeliefert wurde. Die augenblickliche kleine Glocke ist im Ort wenig zu hören, zumal auch die vorhandenen nicht Schalllöcher nicht ausreichen. Der Ortspfarrer betonte hierzu, dass zur Zeit keine Mittel dafür zur Verfügung stünden und die Kirchengemeinde selbst eine erhebliche Summe aufbringen müsste. Leider fehlt in der Kirche auch eine elektrische Lichtanlage, deren Anbringung vor Jahren versäumt worden ist. Es bestehen aber jetzt zu einer solchen Anlage besondere Schwierigkeiten und würden bedeutende Kosten verursachen, so dass damit vorerst nicht zu rechnen ist. Es sollen aber doch diese Pläne nicht aufgehoben sein und vielleicht zu späterer Zeit ausgeführt werden, wozu allerdings dann mit einer Opferfreudigkeit in der Gemeinde gerechnet werden muß, wenn auch andere Hilfe dazu erwogen werden könnte.
1960
In der Kirche zu wurde bis Ende des Jahres die elektrische Lichtanlage fertiggestellt und damit ein langersehnter Wunsch der Gemeinde erfüllt, nach dem Spenden dafür reichlich aufgebracht worden waren. Ein Orgelmotor soll noch im nächsten Jahr beschafft werden.
1962
In der Kirche zu Neusiß wird durch Orgelbaumeister Lothar Heinze Stadtilm der Orgelmotor eingebaut. Die Kosten betrugen 750 DM und wurden zumeist durch Spenden aufgebracht.
1966
In der Gemeinde Neusiß soll zunächst der Kirchturm renoviert werden, aber auch das gesamte Kirchendach müßte neu gedeckt werden.
Es ist aber noch unbestimmt, wann die Renovierung des Kirchenturmes ausgeführt werden kann.
Im evang. Sonntagsblatt "Glaube und Heimat" v. 10. Juli 1966 wird ein Beitrag zur Diskussion gestellt unter der Überschrift:
"Unsere Kirchen - Museen oder Zweckbauten?"
Die Gemeinde Neusiß kann die kostspieligen Renovierungen bei weitem nicht selbst aufbringen. Es wäre wohl zu erwägen, ob der hohe Aufwand an Geldmitteln und Material sich rechtfertigen lässt, da der Gottesdienstbesuch in der Gemeinde sehr zu wünschen übrig lässt! Es sind einzige wenige Gemeindemitglieder da, aber sie können allein das Opfer nicht bringen. Was die sonntäglichen Opfergaben anbelangt, sind diese in der Gemeinde Neusiß trotz des geringen Kirchenbesuches meistens höher als in Martinroda.
1967
Über 8 Wochen arbeitete die Familie Erdnuß aus Zella-Mehlis am Kirchendach und
der Neubeschieferung des Turmes. Eine neue Dachrinne wurde an der Kirche mit angebaut.
1969
In der Kirche ist ein Gemeinderaum eingerichtet worden.
1970
Herr Dornheim und Herr Pause streichen den neuen abgeteilten Gemeinderaum auf der
Empore Kirche. Zur Einrichtung gehören neue Stühle, neuer Altartisch, Lesepult und ein neuer Heißluftofen.
1979
Nach der Wiederherstellung der Orgel mit dem neuen Schauprospekt der Zinnpfeifen
durch den Orgelbaumeister Gustav Kühn aus Schleusingen erklingt die Orgel am Exaudi, Sonntag,
27. Mai 1979, zum ersten Male nach dem 1. Weltkrieg wieder prachtvoll im Konfirmationsgottesdienst. Dem Spenderehepaar W. Pause und Gemahlin wird herzlich gedankt.
1982
Am 15. Februar begannen die Monteure der Glockengießerei Schilling aus Apolda, zur elektronischen Antriebsumstellung die kleine Glocke in der Kiche auf Kupferlager umzuhängen. Zuvor wurde durch die Firma Vogelsberg im Wert von 3000 Mark die ganze Kirche neu installiert.
Am 25. Juli empfängt die Kirche Neusiß von der Patengemeinde Kirchentellinsfurt für die kleine Glocke eine Kiste mit der elektronischen Glockenläutanlage. Im August erfolgte durch den Glockensachverständigen Herrn Gauer die Installation.
1991
Erneuerung der Kirchenfenster
1992
Schädlingsbekämpfung im Dachraum der Kirche durch die Firma Mäuer & Sichardt aus Arnstadt. Reparatur des Dachfensters der Kirche durch Dachdeckermeister Bröhmel aus Geschwenda. Auswechslung des Dachbalkens durch Firma Haake & Horing Bau GmbH Geraberg.
1993
Ausmalung der Kirche durch die Firma Hans-Jürgen Lang aus Ilmenau.
Neuinstallation der Kirche einschließlich Fußbodenheizung durch die Firma Kümmerling und Kirst Geraberg.
Verlegung der Fußbodenfliesen (Kotta) durch den Bauhandwerksbetrieb Georg Seyfahrt aus Liebenstein.
2005
Im Auftrag der Kirchgemeinde wurde ein Gutachten zum Zustand der Orgel beauftragt. Es ergab, dass zwei Drittel der Orgelpfeifen stark vom Holzwurm befallen sind. Ebenso ist dadurch das Gebälk in Gefahr. Zum Erntedank 2005 erfolgte die Zustimmung zur Sanierung der Orgel durch die Kirchgemeinde.
2007
Nachdem durch Sammlungen und Benefizkonzerte sowie Spenden das nötige Geld vorhanden war, wurde im Hebst 2007 die Instandsetzung begonnen. Das gesamte Pfeifenwerk musste ausgebaut, gereinigt und einige Pfeifen repariert oder ersetzt werden.
2009
Am 22. August 2009 wurde die restaurierte Orgel mit einem Festgottesdienst mit Orgel- und Chorkonzert eingeweiht.
Die Kirche in Neusiß steht unter Denkmalschutz.
www.kirchgemeinde-geratal.de