Serie „Wanderwochen“: Von Bach zu Goethe

Ein Qualitätsweg mit traumhaften Aussichten führt von Arnstadt nach Ilmenau – oder umgekehrt. Er erinnert an zwei große Künstler, die einen Teil ihres Lebens in der Region verbrachten.

01. Mai 2019 / 07:20 Uhr
Schöne Ausblicke – hier auf Kleinbreitenbach und Plaue – gibt es auf der Tour zu genießen. Foto: Antje Köhler

Schöne Ausblicke – hier auf Kleinbreitenbach und Plaue – gibt es auf der Tour zu genießen. Foto: Antje Köhler

Ilm-Kreis. Gleich so ein langer Kanten zu Beginn der Wandersaison ist schon eine Herausforderung. Die angesagten 25 Kilometer für den Wanderweg „Von Bach zu Goethe“ scheinen schaffbar. Am Ende, mit müden Beinen und drei Blasen am Fuß, sind es mit Blick auf die Handy-App sogar zwei mehr.

Warum, kann Reinhard Maskos erklären. Er war bis 2015 bei der Stadtmarketinggesellschaft Arnstadt für die überregionalen Wanderwege zuständig und kümmert sich als Rentner weiter darum. Für den zertifizierten Qualitätsweg zählen erst die Kilometer ab Südbahnhof, sagt der 71-Jährige. Ab hier wird vor allem auf Forst- und Waldwegen gelaufen, das mögen Wanderer.

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Doch wer wirklich von Bach zu Goethe will, der startet auf dem Arnstädter Markt und sagt dem jungen Musiker, der dort auf dem bronzenen Denkmal lümmelt, guten Morgen. Der Wanderweg führt dann am Neideckturm mit den Modellen bekannter Bauwerke vorbei.

Die Tour ist bestens ausgeschildert

  • Reinhard Maskos kümmert sich auch als Rentner um den Wanderweg. Keiner kennt ihn so gut wie er. Foto: Antje Köhler

Am erwähnten Südbahnhof gibt eine Karte einen guten Überblick über die bevorstehende Strecke, von hier aus kann man sich nicht mehr verlaufen. An allen Gabelungen stehen Wegweiser, an vielen Bäumen findet sich der blaue Strich auf weißem Grund.

Von der Kirschallee geht es Meter für Meter den Reinsfelder Marktweg hinauf, den auch Mountainbiker gern nutzen. Ein freundliches Trio mit Nordic-Walking-Stöcken ist gerade unterwegs nach Arnstadt . An diesem Apriltag warten am Wegesrand Stämme auf den Abtransport, hier und da sieht man Spuren der Forstwirtschaft. Leberblümchen und Waldveilchen sorgen für Farbtupfer.

In Stadtnähe bis hinauf zur Gerhard- Pfeiffer -Hütte erklären mehrere Schautafeln Interessantes zu Flora und Fauna, das gefällt auch Kindern. Die Hütte wiederum erinnert an den Arnstädter Heimatfreund Gerhard Pfeiffer , der sich einst für den Themenwanderweg stark gemacht hat.

Der Qualitätsweg wurde Ende 2007 erstmals zertifiziert und konnte diese Auszeichnung seitdem alle drei Jahre verteidigen. Gerade wird die erneute Zertifizierung vorbereitet. Reinhard Maskos kontrolliert gemeinsam mit Friedrich Schneeberger den Arnstädter Abschnitt, schaut nach Wegweisern, Bänken, Sitzgruppen. 15.000 Euro an Fördermitteln habe man für den Ausbau zur Verfügung gehabt, erinnert sich Maskos .

Markante Punkte der abwechslungsreichen Tour durch Buchen- und Mischwälder sind die Haselkoppe, die Mauer- und Wallreste der Reinsburg sowie die Halskappe, mit 605 Metern der höchste Punkt. Dazwischen bieten sich traumhafte Aussichten in Täler, auf Felder und Dörfer, es gibt alte Grenzsteine – und oberhalb von Kleinbreitenbach moderne Kunst.

  • Christel Bäsecke aus Dannheim (links) mit Bärbel und Rolf Schmidt aus Plaue auf dem Weg nach Arnstadt. Foto: Antje Köhler

Der Weg ist gut in Schuss, nur hier und da liegen ein paar Äste vom letzten Sturm. „Wir haben auch kein Müllproblem. Da muss ich die Wanderer loben“, betont Reinhard Maskos .

Nach vielen Kilometern auf schmalen Pfaden geht es den Veronikaberg hinunter. Einige Passagen sind steil, Stöcke von Vorteil – obwohl der ausgeschilderte Weg verlegt und damit etwas entschärft wurde. Nach etwa 20 Kilometern besteht in Martinroda die erste Einkehrmöglichkeit.

Annett Prokoph serviert in der Gaststätte „Zum Veronikaberg“ Kaffee und Apfelstrudel, die machen munter für die letzte Etappe, die unter der Autobahn A71 hindurch und an Teichen vorbeiführt, auf denen Enten quaken.

Stille dagegen auf dem Ilmenauer Friedhof mit seinen Grabmalen, dann ist es fast geschafft. Zwei nette Damen, die auf der Bank neben Goethe gerade Eis gelöffelt haben, machen Platz. Mehr als sieben Stunden sind es zu Fuß von Arnstadt nach Ilmenau , aber sie lohnen sich.

Eckdaten zum Arnstadt-Ilmenau-Klassiker: Von Bach zu Goethe

  • Start: in Arnstadt
  • Ziel: in Ilmenau . Genauso gut kann man „Von Goethe zu Bach“ laufen.
  • Länge: etwa 27 Kilometer
  • Höhenunterschied: Etwa 780 Höhenmeter sind zu bewältigen, etwa 570 Meter geht es bergab.
  • Schwierigkeitsgrad: Wegen der Länge und einiger steiler Passagen ist die Tour als mittelschwer eingestuft.
  • Wegbeschaffenheit: Wechselt zwischen Forstwegen und schmalen Pfaden.
  • Ausschilderung: Diese ist hervorragend. Es gibt viele Wegweiser und eine Kennzeichnung mit blauem Strich auf weißem Grund.
  • Anbindung: Arnstadt wie auch Ilmenau sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
  • Sehenswertes an der Strecke: wunderschöne Blicke in die Landschaft, Steinkreuz, Reste der Reinsburg.
  • Möglichkeiten zur Einkehr: aus dem Rucksack, Gasthaus in Martinroda .
  • Kinder: Für Kinder dürfte der Weg zu anstrengend sein. Wer die Tour variieren möchte, kann nach Kleinbreitenbach zum Kunstwanderweg absteigen.

Quelle: https://ilmenau.thueringer-allgemeine.de/web/ilmenau/startseite/detail/-/specific/Serie-Wanderwochen-Von-Bach-zu-Goethe-265443482/Antje Köhler / 01.05.19